LNG-TERMINAL PLAQUEMINES
FINANZIERT MIT 800 MILLIONEN US-DOLLAR DER LBBW
Quelle: Venture Global LNG
LNG-TERMINAL PLAQUEMINES: FINANZIERT MIT 800 MILLIONEN US-DOLLAR DER LBBW
Quelle: Venture Global LNG
LNG VERBRENNEN BIS 2046 ≠ KLIMANEUTRAL BIS 2035
Die EnBW hat Verträge mit Venture Global LNG unterschrieben, bis 2046 jährlich große Mengen amerikanisches Fracking-Gas von zwei riesigen LNG-Terminals in Louisiana zu beziehen, die sich gerade noch im Bau befinden. Und das, obwohl EnBW bis 2035 klimaneutral sein will. Erst im Mai 2024 unterzeichnete EnBW neue Verträge, die das Unternehmen dazu verpflichten, bis ins Jahr 2043 weitere große Mengen LNG aus Abu Dhabi zu beziehen.
Es geht um unsere Existenz. Das Verbrennen von Öl, Gas und Kohle bedroht das Leben von Millionen Menschen. EnBW und LBBW haben sich dennoch dazu entschieden, die Verbrennung von dreckigem Fracking-Gas und den Aufbau einer boomenden amerikanischen LNG-Industrie zu finanzieren. Und das, obwohl sich beide Firmen in öffentlicher Hand befinden, also dem Allgemeinwohl dienen sollten.
Verbraucher*innen werden mit verzerrten Studien und Desinformations-Kampagnen der fossilen Lobby zum Einbau von Gasheizungen verleitet, zusätzlich sollen Milliardeninvestitionen in immer neue Gaskraftwerke getätigt werden. Doch was früher normal war, können wir uns heute nicht mehr leisten. Es ist Zeit, laut zu werden und gegen die zerstörerische Kurzsichtigkeit von LBBW und EnBW auf die Straße zu gehen. Die Landesregierung muss sich ihrer Verantwortung stellen, die größte Bedrohung der Menschheit zu bekämpfen und landeseigene Unternehmen auf einen zukunftsfähigen Weg bringen. Jetzt muss es heißen: Stoppt den LNG-Boom! Kein Erdgas in der Energiewende!
Unsere Forderungen
(1) Klimaneutralität der EnBW bis 2035!
Die EnBW darf keine neuen LNG-Verträge abschließen und muss dafür sorgen, dass nach 2035 kein Erdgas aus bestehenden Verträgen verbrannt wird. Die EnBW verpflichtet sich, den Kohleausstieg bis 2028 wie versprochen umzusetzen.
(2) LBBW: Fossile Finanzierungen entlarven und beenden!
Die LBBW muss alle Investitionen in fossile Projekte offenlegen und sofort stoppen.
(3) Die “H2-ready” Lüge darf die Energiewende nicht gefährden!
Die EnBW muss in einer Pressemeldung klarstellen: Haushalte, die Gasheizungen mit dem H2-ready Siegel kaufen, werden auch in Zukunft von fossilen Brennstoffen abhängig sein.
Die Hintergründe
Am amerikanischen Golf wurden seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine riesige LNG-Terminals errichtet, um in den kommenden 50 Jahren – bis 2075 – die Verschiffung von Fracking-Gas in alle Welt voranzutreiben. Die Gasindustrie hat die energiepolitische Notlage Europas nach dem Angriffskrieg Russlands genutzt, um Europa in die Abhängigkeit von LNG-Lieferungen zu treiben. Es kam zu milliardenschweren Investitionen in LNG-Infrastruktur in den USA und Deutschland. So investierte alleine die LBBW insgesamt fast 1.3 Milliarden US Dollar in amerikanische LNG-Export-Terminals, darunter in den Jahren 2022 und 2023 über 800 Millionen US Dollar in eines der weltweit größten Terminals zum Herunterkühlen von Erdgas zu so genanntem Liquified Natural Gas (LNG oder verflüssigtes Erdgas), die Plaquemines Facility in Louisiana [2]. Während die USA vor wenigen Jahren noch kaum LNG-Gas exportiert haben, sind sie nun aufgrund der hohen europäischen Investitionen weltweit zu der Nation mit den höchsten LNG-Exporten aufgestiegen [13].
Die EnBW schloss im Jahr 2022 mit Venture Global LNG ein sogenanntes Sales and Purchase Agreement (SPA) ab, das EnBW dazu verpflichtet, von 2026 bis 2046 jährlich 2,7 Milliarden Kubikmeter LNG nach Deutschland zu importieren. Aktuell ist das Energieunternehmen dabei, seine LNG-Bezugsquellen mit weiteren langjährigen LNG-Abnahmeverträgen zu diversifizieren. So schloss es vor kurzem, im Mai 2024, Verträge mit der Abu Dhabi National Oil Company ab, die EnBW dazu verpflichten, von 2028 bis 2043 jährlich weitere 0.6 Millionen Tonnen LNG zu importieren [20]. Diese Verträge konterkarieren die eigene Bestrebung, bis 2035 klimaneutral sein zu wollen, und werfen schwere Fragen auf an ein Unternehmen, das öffentlich noch an dem Pariser Klimaschutzabkommen festhält. [19]
Nach einer Stellungnahme des Deutschen Sachverständigenrat für Umweltfragen vom März 2024 ist das CO2-Budget für eine Begrenzung der Erderhitzung auf 1.5°C bereits heute aufgebraucht [7]. Dennoch investiert die EnBW aktuell 1,6 Mrd. Euro in den Bau dreier Gas-Kraftwerksblöcke in Heilbronn, Altbach und Stuttgart Münster, die 2026 in Betrieb gehen sollen.
Die Kraftwerks Strategie der Bundesregierung, die das Ministerium für Umwelt und Klimaschutz im Februar dieses Jahres veröffentlicht hat, sieht bis 2030 den Bau von circa 20 weiteren “H2-ready” Gaskraftwerksblöcken vor, die zusammen 10 GW an neuer Leistung bringen sollen. Es ist technisch fraglich, ob die neu gebauten Kraftwerke in Zukunft tatsächlich wie geplant mit grünem Wasserstoff betrieben werden können und ob grüner Wasserstoff in ausreichender Menge zu wirtschaftlichen Preisen zur Verfügung stehen wird. Sicher ist, dass bei dem aktuellen Energieverbrauch die insgesamt geplanten 12,5 GW an Kraftwerk- und Speicherkapazitäten den Bedarf Deutschlands an Back-Up-Kapazitäten für die fluktuierenden erneuerbaren Energien noch nicht einmal decken werden. Wir müssen jetzt alles in Gang setzen, um die Umstellung zur Treibhausgas-Neutralität in Baden-Württemberg bis 2040 noch wie geplant zu schaffen. Die Alternative ist der totale Klimakollaps unseres Planeten: Wenn wir es im wohlhabenden, technologisch hoch-entwickelten und seit 2011 von einem grünen Ministerpräsidenten regierten Baden-Württemberg nicht schaffen, schnell klimaneutral zu werden, wie soll es dann im Rest der Welt gelingen?
Die LBBW bricht mit den freiwillig unterschriebenen Principles for Responsible Banking der United Nations
Vor fünf Jahren unterzeichnete die LBBW als erste Deutsche Universalbank freiwillig die sechs Principles for Responsible Banking der United Nations. Damit versprach die LBBW, ihre Strategie an den “Sustainable Development Goals” der UN sowie dem Pariser Klimaabkommen auszurichten. Tatsächlich verpflichtet sich die LBBW in ihren Nachhaltigkeits-Regelungen, keine Energieversorger zu finanzieren, die jährlich mehr als 70 Millionen Tonnen Kohle abbauen oder eine Kohlekraftwerks Kapazität von über 15 GW aufweisen.
Der Investigate in Climate Chaos Report deckt auf, dass die LBBW aktuell Assets im Wert von 359 Millionen US Dollar in Unternehmen der fossilen Öl-, Gas- und Kohleindustrie hält [3]. Ein großes Problem ist, dass die LBBW Projektfinanzierungen, wie die Finanzierung der Plaquemines Facility in Louisiana, unreguliert tätigen kann und nicht offenlegen muss. Die hohen Kredite und Anleihen, die LBBW den Terminal-Betreibern gewährt hat, stärken die amerikanische Fracking-Industrie und sind mitverantwortlich für die Vergiftung von Mensch und Natur rund um die Fracking-Sites sowie um die LNG-Anlagen.
Die Klimabilanz amerikanischen Fracking-Gases
Während die EnBW Erdgas als grüne Alternative zu Kohle darstellt, da sich durch das Verbrennen von Erdgas im Vergleich zu Steinkohle 60% der Emissionen einsparen ließen [18], ist es wissenschaftlicher Konsens, dass amerikanisches LNG-Gas eine ähnlich schlechte, wenn nicht schlechtere Klimabilanz als Kohle aufweist. So werden während und nach der hydraulischen Frakturierung an der Bohrstelle sowie beim Transport große Mengen des klimaschädlichen Gases Methan freigesetzt. Eine Studie, die im April 2024 im Fachmagazin Nature erschien, belegt, dass der Methanaustritt beim Fracking fast dreimal so hoch ist, wie bis heute von den US-Regulierungsbehörden angenommen [8].
Weiter werden rund 20% des geförderten Erdgases verbrannt, um das Erdgas auf die für den Transport erforderliche Temperatur von -163°C herunterzukühlen, weitere Anteile des Erdgases werden für den Transport per Schiff genutzt. Insgesamt kommt es also zusätzlich zu den beim Verbrennen anfallenden Emissionen zum Ausstoß von 45% mehr Treibhausgasen [9].
Die Rolle der Gas-Lobby
Die Gas Lobby hat die Gaskrise 2022 ausgenutzt, um die großen fossilen Unternehmen trotz der Klimaschutzziele Deutschlands noch in den kommenden Jahrzehnten relevant und profitabel zu halten. Mit verzerrten Studien werden Privathaushalte dazu verleitet, “H2-ready” Gasheizungen zu installieren – unter einem vermeintlich grünen Ziel. So suggeriert beispielsweise eine von DVGW und Open Grid Europe durchgeführte Studie, man könne alle in Deutschland bestehenden Gasnetze in wenigen Jahren mit Wasserstoff betreiben, prüfte aber in Experimenten nur robuste Stahl-Legierungen, die in den Fernleitungen verwendet werden. Ob bestehende Leitungen auf kommunaler Ebene und in Privathaushalten geeignet sind, ist nicht aufgeführt. [15]. Auch die EnBW unterstützt die Behauptung des Deutschen Verein des Gas und Wasserfaches DVGW, dass gut ausgebaute Gasnetze “für den Transport von Wasserstoff ideal genutzt werden” können [16].
Des Weiteren werden Privathaushalte mit dem “H2-ready”-Siegel für Gasheizungen getäuscht: Dieses besagt lediglich, dass sich die Anlagen mit 20% Wasserstoff betreiben lassen müssen. Bei einer vollständigen Betreibung mit Wasserstoff, spätestens in zwanzig Jahren, wenn Deutschland klimaneutral sein will, müssen alle installierten Heizungen erneut ausgetauscht werden [6].
Für Endkunden, die auf verfälschte Informationen der Gas Lobby vertraut haben, werden die Heizrechnungen aufgrund des notwendigerweise ansteigenden CO2-Preises noch sehr teuer werden, mitunter jährlich 400 Euro und noch mehr [14]. Die resultierenden sozialen Verwerfungen müssen in Zukunft dann wohl wieder von der Politik teuer aufgefangen werden.
Wie LobbyControl in ihrer Studie „Pipelines in der Politik“ kritisiert, wurden Scholz und Habeck auf ihren Reisen nach Senegal, Saudi Arabien, Kanada und die Vereinigten Emirate, um LNG-Import-Verträge abzuschließen, ausschließlich von Vertreter*innen der Gaskonzerne, Siemens und dem Bundesverband Deutscher Industrie (BDI), jedoch von keiner Umweltschutzorganisation begleitet. So wurden offenbar am Ende vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz die Stimmen überhört, dass der geplante Bau von zwölf Flüssigerdgas-Terminals weit über den Bedarf Deutschlands hinausgeht [4]. Der Gas Lobby muss jetzt Einhalt geboten werden, um immer tiefere Abhängigkeiten Deutschlands von Amerika und den Vereinigten Arabischen Emiraten zu verhindern.
Nach Lobby Control befinden sich im Lobbyregister 74 Unternehmen und 12 Gas-Lobbyverbände, die im Gasbereich tätig sind und zusammen jährlich rund 40 Millionen Euro für Lobbyarbeit ausgeben. Wie im Bericht dargestellt, wird ein großer Teil davon von Energieversorgungsunternehmen finanziert, darunter auch von der EnBW [14].
Folgen der Plaquemines und CP2 Facilities auf Menschen vor Ort und lokale Natur
Die LNG-Lieferungen, die EnBW ab 2026 von Venture Global LNG beziehen möchte, sollen jeweils zur Hälfte in den sich noch im Bau befindlichen Terminals Plaquemines [14] und Calcasieu Pass 2 (CP2) [10] abgefüllt werden [16]. Neben der dramatischen Auswirkungen der LNG-Export-Terminals auf das Klima, zerstören die Quadratkilometer-großen Kühl- und Abfüllanlagen in der Mündungs-Region des Mississippi bei New Orleans in Louisiana großflächig Feuchtgebiete mit hoher Biodiversität, die der Küstenregion zusätzlich einen natürlichen Schutz vor den häufig auftretenden Hurricanes bieten. Nach dem letzten Hurricane Ida 2021 lag das Grundstück der Plaquemines Facility länger als einen Monat überflutet. Ein Modell von Ivor Van Heerden zeigt, dass bei einem nächsten Hurricane das Gebiet trotz großer Schutzmauern erneut überflutet sein wird – es bestehen hohe Gefahren der Freisetzung von Industriegiften.
Somit stellt das Plaquemine Terminal eine große Gefahr für die lokalen Einwohner*innen dar, die häufig den BIPoC (Black, Indigenous and People of Color) zuzurechnen sind [100]. Aufgrund der hohen Gesundheitsbelastung der Bevölkerung durch die fossile Industrie werden die Uferregionen des Mississippi auch als “River Side Parishes” bezeichnet. In den letzten Jahren wurden Stimmen laut, die die Situation vor Ort als „Umweltrassismus“ bezeichnen: Häufig sind es die schwarzen Wohngegenden, die besonders von den Umweltvergiftungen betroffen sind [5].
In einem Video-Clip von Fox News über die Baustelle der Plaquemine Facility sagte Venture Global LNG CEO und Mitgründer Michael Sabel: “Over the life of this facility, it will produce a balance of trade for the US around $600 billion over the life of that facility, you know, 50 plus years of the facility. So it’s going to help us in so many ways, we need to do more projects like this” [21]. In einem Land, in dem ab 2025 wieder Donald Trump im Weißen Haus regieren könnte, der fossilen Industrie-Unternehmen heute schon Versprechungen macht, ist es ein Verbrechen an allen künftigen Generationen auf diesem Planeten, eine boomende LNG-Infrastruktur zu unterstützen oder gar aufzubauen.